Die Kirchgemeinde Priorau-Schierau ist eine kleine dörfliche Gemeinde, zu der 74 Mitglieder in den Ortschaften Priorau, Schierau, Möst und Niesau zählen. Zu ihr gehören die Kirchen in Priorau und Schierau. In der Priorauer Kirche finden regelmäßig Gottesdienste statt, ebenso im Seniorenzentrum »Pro Civitate«. Daher ist hier die Arbeit mit Senioren ein besonderer Schwerpunkt.
Darüber hinaus gibt es einige Höhepunkte im Gemeindeleben: das Erntedankfest in Priorau, vor allem aber das Kirchturmfest zum »Tag des Offenen Denkmals« in Schierau, das sich vom Geheimtipp zu einem kleinen Kulturereignis gemausert hat. Entstanden ist es aus der Idee, dass es in Schierau kein »offeneres Denkmal« gibt als die Ruine des Kirchenschiffs mit dem sanierten Renaissanceturm, die eine romantische Kulisse für Open-Air-Veranstaltungen bilden. Auch zum Adventsmarkt ist das Areal rund um die Kirche belebt.
Kirchengemeinde Priorau-Schierau ist mit ihren Partnern für Projekt des EKD-Kulturbüros ausgewählt – Baumpflanzung zum Auftakt
Die evangelische Kirchengemeinde Priorau-Schierau und lokale Partner sind mit einer Initiative zum Philipp-von-Zesen-Gedenkweg für das bundesweite Projekt »Landgut-Kulturgut 2021« ausgewählt worden. Zum Auftakt wurden symbolisch ein Baum vor der Dorfkirche in Priorau gepflanzt und eine Plakette angebracht. Das Projekt »Landgut-Kulturgut« wird vom Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert und durchgeführt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung gefördert. Ziel von »Landgut-Kulturgut« sind gleichwertige Lebensbedingungen auf dem Land durch kreative Teilhabe und eine kulturell inspirierende Gemeinschaft, in der die Kirchen aus der Tradition heraus als lebendige Identitätsorte wahrgenommen und genutzt werden. Dabei geht es auch um die Frage, wie Kirchen ihrer kulturellen Verantwortung gerecht werden und sich kultureller Begegnung öffnen.
Als eines von bundesweit 20 Projekten konnte das Vorhaben der Kirchengemeinde Priorau-Schierau unter dem Titel »Von Anschrift bis Zwölfbote – Ein begehbares Wörterbuch« überzeugen. Kooperationspartner sind die Stadt Raguhn-Jeßnitz und der Heimatverein Priorau. Initiiert wird das Projekt von Ortspfarrerin Ina Killyen und dem Dessauer Kulturjournalisten Andreas Hillger in Erinnerung an Philipp von Zesen, einen der produktivsten und originellsten Dichter des Frühbarock (1619-1689). Zesen wurde in Priorau geboren und kann zahlreiche Übertragungen lateinischer Begriffe ins Deutsche für sich reklamieren, etwa »Anschrift« (für Adresse) oder »Leidenschaft« (für Passion). Unter anderem sollen in den nächsten Monaten am Philipp-von-Zesen-Gedenkweg, der von Raguhn über Priorau nach Marke führt, Schilder mit Wortschöpfungen von Zesens aufgestellt werden – inhaltlich mitgestaltet von Gruppen, Vereinen und Einzelpersonen aus der Region. Im Oktober 2019 hatte ein Festtag in Priorau an den 400. Geburtstag Philipp von Zesens erinnert.
Mit dem Christophorushaus Wolfen-Nord, der Kirchengemeinde St. Petri Ballenstedt-Opperode und der Kirchengemeinde Kleinpaschleben konnten 2019 und 2020 bereits mehrere Kirchengemeinden und Einrichtungen in Anhalt von dem Projekt »Landgut-Kulturgut« profitieren. »Gleichwertige kulturelle Lebensbedingungen sind Grundlage einer offenen und kulturell lebendigen Gemeinschaft«, sagt Projekt-Initiator Klaus Martin Bresgott vom EKD Kulturbüro. »Dabei geht es nicht um kurzfristigen Erfolg, sondern um gute Ideen, die wachsen und die Region lebendig halten.« http://landgut-kulturgut.de/ Dessau-Roßlau / Priorau, 18. März 2021